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Klaus N. FrickRadfahrt und Tunnel
 
Erschienen: Intra 148
 

Wieder einmal war ich bei meinen Eltern zu Besuch. Es war Winter, und ich langweilte mich ein wenig, also schnappte ich mir mein Fahrrad, das seltsamerweise immer noch im Keller des elterlichen Hauses herumstand, und fuhr damit los. Es war kalt, und es lag Schnee, aber ich hatte mich warm genug angezogen.
Ich verließ den Ortsteil, in dem meine Eltern in diesem Traum wohnten, und kam sehr rasch auf einen Weg, der sich den Berg hinaufzog, auf den Wald zu. Der Weg zog sich wie ein grauer Faden durch die hügelige Landschaft, der Schnee lag fest und weiß und war gut einen halben Meter hoch. Ich strampelte eifrig, merkte, wie mir warm wurde, und sah immer wieder auf das Dorf zurück, das sich hinter mir erstreckte.
Recht schnell kam ich durch den Wald, um dann über einen Hügel hinweg auf das Nachbardorf Glatten hinzuzuradeln. Das sah ein bisschen anders aus, als ich es mir bislang vorgestellt hatte, aber es störte mich ebenso wenig wie die Tatsache, dass hier gar kein Schnee lag. Grüne Wiesen empfingen mich, die allerdings sehr feucht waren.
Ich fuhr an einer kleinen Siedlung vorbei, die aus Ein- und Zweifamilienhäusern bestand, die an schmalen Neubaustraßen standen und jeweils von Gärten umgeben waren. Eigentlich wollte ich diese Siedlung rechts liegen lassen und zu dem nächsten bewaldeten Hügel kommen, aber das ging nicht, weil der Weg mitten in der feuchten Wiese aufhörte. Ich musste umkehren und tatsächlich eine Weile suchen, bis ich einen Weg fand, der zu einer der Dorfstraßen führte - so konnte ich dann zwischen den neuen Häusern hindurchfahren.
Irgendwie stellte ich dann mein Rad ab und war mit einemmal am Eingang zu dem Höhlensystem, das Glatten mit Dietersweiler, meinem Heimatdorf, verband. Hinter mir war eine ganze Gruppe von Menschen, die meisten deutlich älter als ich, die alle durch die Höhlen nach Dietersweiler gelangen wollten. Ich marschierte voran, und sie folgten mir.
Anfangs war es eine große Höhle, ein Gang, der zudem durch Mauerwerk abgestützt und gesichert wurde. Aber langsam wurde er enger und kleiner, bald waren die Gänge so schmal, dass ich sie rechts und links berühren konnte. Auch die Beleuchtung, die von irgendwoher kam, ohne dass ich es genau lokalisieren konnte, wurde düster; nur weit vor mir glimmte ein schwacher Lichtpunkt, in dem ich den Ausgang erkannte.
Das Gefühl eines gigantischen Drucks auf mir wurde immer stärker, ich kam dagegen kaum an. Und als der Gang immer enger wurde und ich sogar auf allen Vieren weiterkriechen musste, bekam ich richtig Angst. Schweißgebadet hielt ich irgendwann an. Vor mir wurde der Gang immer enger. Mir war klar, dass ich kriechen müsste, um bis ans Ende zu kommen, durch eine unheimliche Enge, tausend Meter Fels über mir.
"Ich kann nicht mehr", sagte ich zu den Menschen, die hinter mir kamen. "Ich muss umkehren, lasst mich bitte durch."
Da wachte ich auf ...

(c) Klaus N. Frick