Frameset nachladen
 
Brian StablefordDas Reich der Angst
 
Ullstein-Paperback 22418, Originaltitel: the empire of fear, Übersetzung: Jürgen Behrens, 491 Seiten, USA: 1988
 
Rezensent: Andreas Nordiek
 
Vampire sind momentan ja innerhalb der phantastischen Literatur groß in Mode und die Romane in denen diese Nachtgestalten vorkommen haben zumeist eine erstaunlich gute Qualität. So ist es auch mit dem volumiösen Roman von Brian Stableford, der im Ullstein Verlag als Paperback verlegt wurde.
Ausgangssituation ist ein Europa um 1600. Ein Europa, welches sich von unserem geschichtlichem doch sehr unterscheidet. Zwar tauchen hier bekannte Persönlichkeiten aus der Geschichte auf und spielen zum Teil auch die Hauptrollen in Stablefords Roman, doch läst es sicn ansonsten kaum mit dem uns bekannten Europa der damaligen Zeit vergleichen.
Ganz Europa ist in zwei Reiche aufgespalten, in dem die Herrschaft von Vampiren ausgeübt wird. Das Reich Gaul umfaßt Frankreich, Deutschland, Großbritanien, Spanien usw. und das Reich Walachia die östlich gelegenen Länder bis hin zur Türkei. Die herrschende Vampirkaste unterscheidet sich in ihren Fähigkeiten nicht unerheblich von dem uns geläufigem Bild eines Vampirs. Sie können bei Tageslicht existieren, fürchten kein Silber und sonstige Bannmittel und brauchen nicht Blut im Überfluß. Statt dessen werden sie uralt, haben einen fast unverletzlichen Körper und benötigen nur ganz wenig Blut. Bei ihrer unheimlichen Fähigkeit ihren Körper auch nach den schwersten Verletzungen zu regenerieren, war es kein Wunder, daß sie sich so ein großes Reich aufbauen und über Jahrhunderte hinweg halten konnten. Alle Versuche sie zu stürzen scheiterten.
In dieser Zeit lebt Noell Cordery, dessen Vater Mechanikus am Hofe des Vampirfürsten Richard Löwenherz ist. Durch die Entdeckung des Mikroskopes, durch die sein Vater versucht mehr über das Geheimnis der Vampire herauszubekommen, sieht dieser sich in eine Lage versetzt, in der er keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich selbst zu töten und seine Familie vor den Häschern Richards zu verbergen.
So beginnt Noells lange Suche nach dem Geheimnis der Vampire, die ihn ins tiefste Afrika führt, dort wo der Ursprung der Vampire liegen soll. Mit ein paar Gefährten schafft er es, nach langen, entbehrungsreichen Jahren, hinter das Geheimnis des Vampirwerdens zu kommen und löst damit eine Revolution aus, die ganz Europa verändern wird.
Näher auf die eigentliche Handlung einzugehen ist fast unmöglich, da es einfach den Rahmen sprengen würde. Stableford schreibt die Geschichte der Vampire über dreihundert Jahre fort, lüftet das Geheimnis ihres Entstehens und geht in einem Epilog bis in unsere Zeit hinein.
Der Roman hat mir außerordentlich gefallen, denn Stableford schafft es, ein äußerst stimmiges Bild einer Alternativwelt aufzuzeichnen, in der Vampire existieren. Spannend bis zum Schluß, der gar nicht so endet, wie man es zu Anfang noch erwartet hat, schildert er die fanatische Suche Noells nach dem größten Geheimnis der Vampirrasse.
Deutlich wird, daß das Thema des Vampirismus noch immer einiges zu bieten hat und noch lange nicht abgegriffen erscheint. Man muß halt nun ein paar Ideen haben und die hatte Stableford.
Irgendwo hab ich mal gelesen, daß Stableford diesen Roman nicht als Horrorroman sieht, sondern eher der Sparte SF zugerechnet haben möchte. Darüber könnte man sicherlich streiten. Auf der einen Seite bestimmen Vampire die Handlung, Lebewesen, welche eindeutig aus der Horrorsparte stammen. Andererseits handelt es sich um einen Alternativweltenroman, was ihn in die Ecke der SF rückt. Mag der Leser über diese Feinheit entscheiden.

Für mich zählt wohl mehr, daß mir der Roman gefallen hat und ich ihn unweigerlich weiterempfehlen muß.