Frameset nachladen
 
Charles SheffieldDie Welt der Handelsfahrer
 
Heyne-TB 06/5463, Originaltitel: Trader's World, Übersetzung: Martin Gilbert, USA: 1988, BRD: Juli 1996, 414 Seiten
 
Rezensent: Andreas Nordiek
 
Charles Sheffield gehört zu den amerikanischen Autoren, die bereits seit Jahren hierzulande veröffentlicht werden. Bevor seine Werke im Heyne-Verlag erschienen, wurden einige seiner Romane in der mittlerweile eingestellten SF-Reihe des Moewig-Verlages verlegt.
In "Die Welt der Handelsfahrer" entwirft er eine zukünftige Welt, die geprägt ist von den Auswirkungen eines Dritten Weltkrieges. Weite Teile der Erde sind zerstört. Die Nationenvielfalt existiert nicht mehr. Es gibt nur noch einige wenige Machtgruppen, die zumeist einen Kontinent als ihr Territorium bezeichnen. Die "Händler" sind eine unabhängige Gruppe, die zwischen den einzelnen Gruppen, die sich weit auseinander entwickelt haben, vermitteln. Ohne sie wäre ein weltweiter Handel nicht möglich.
Mikal, als Kleinkind von einer einflußreichen Händlerfamilie aufgenommen, ist die Hauptperson dieses Romanes. Sheffield schildert seine Ausbildung und seine ersten Missionen. Nach und nach lernt Mikal und so auch der Leser die einzelnen Kulturen kennen. Vom heutigen Standpunkt her, kann man sie durchaus als extreme Entwicklungen bezeichnen. Vielfach geprägt durch die äußerlichen Lebensbedingungen, die sich die jeweilige Gruppe nach dem Krieg stellen mußte. Wie bei einem Puzzle kommt mit jedem Abschnitt eine weitere Facette hinzu, bis der Leser zum Ende des Romanes hin einen Gesamtüberblick hat. Da sich die Missionen durch die Bank weg als schwierig und gefährlich herausstellen, ist für Spannung reichlich gesorgt. Als langjähriger SF-Leser bemerkt man, daß Sheffield sich schon seit Jahren auf diesem Gebiet tummelt. Sein Erzählstil wirkt nie langweilig. Dadurch daß er Mikals Aktionen in einem umfassenderen Rahmen bringt, den der Leser erst nach und nach ausmachen kann, erlangen die Kapitel ein verbindendes Element.
Letztlich wird deutlich, daß die Menschen aus der Vergangenheit immer noch nicht gelernt haben. Nachdem die Aufbaujahre vorbei und ein Statusquo vorhanden ist, fangen die einzelnen Machtblöcke wieder an sich gegenseitig zu belauern. Lediglich die Händler wirken als verbindendes Element und tragen dazu bei, daß Konflikte gar nicht erst ausbrechen. Obwohl selbst ohne wirkliche Macht und zahlenmässig nicht erwähnenswert, werden sie von allen benötigt.
Sheffield entwirft in seinem Roman eine Welt, wie sie durchaus entstehen könnte. Die Vergangenheit seiner Welt ist wahrlich nicht positiv. Das Ende weist den Weg in eine hoffnungsvolle Zukunft. Sheffield trifft hier aber keine Aussage, sondern läßt den Roman völlig offen Enden. Der Weg in eine bessere Zukunft ist beschritten.


"Die Welt der Handelsfahrer" ist ein durchaus lesenswerter Roman.