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Tony DanielKriegspfad
 
Science Fiction Roman, War Path (1993), deutsche Erstausgabe, Bastei-Lübbe TB 24188, ISBN 3-404-24188-6, aus dem Amerikanischen von Uwe Anton, Umschlagillustration: Peter Andrew Jones, 380 Seiten, DM 9,90.
 
Rezensent: Peter Herfurth
 
Da haben wir also wieder einmal den Fall einer gelungenen Erzählung, die zum kompletten Roman ausgebreitet wurde. Was des öfteren in die Hose geht und auch im vorliegenen Fall nicht zur Gänze überzeugen kann. Dabei ist die Grundidee von "Kriegspfad" doch weniger daneben, als einem der erste Blick glauben macht:
Als die Menschen zu den Sternen gelangten trafen sie dort auf leibhaftige Indianer, die nämlich schon vor Jahrhunderten auf den die überlichtschnelle Raumfahrt möglich machenden Effekt stießen und so ihrer historisch verbürgten (Beinahe-)Ausrottung entkamen. Dabei ist allerdings mitnichten Magie Antriebskraft der den Abgrund zwischen den Sternen überbrückenden Borkenkanus (!), wie der Rückumschlag behauptet, sondern ein übergeordnetes Kontinuum: die wahre Welt. Um die Verbindung zu diesem Überraum zu ermöglichen, bedarf es eines speziellen Tons, der sich nur auf wenigen Planeten findet und zur Gänze in Indianerhand ist. Was sich, wie gesagt, durchaus beinahe überzeugend liest.
Will, der Erzähler des Romans, hat nun ein weiteres eigenartiges Schicksal: In den Frühtagen der interstellaren Expansion experimentierte die Menschheit nämlich damit, komplette Menschen in Funksprüchen zu kodieren und ins All zu senden. Will ist nun das Resultat des Recodieren eines solchen Funkspruchs; sprich: der originale Will starb auf der Erde fünf Jahrhunderte bevor auf einem entlegenen Kolonialplaneten ein exaktes Duplikat seiner selbst erstellt wurde. Diese Technologie gelangte im übrigen modifiziert zur Anwendung, indem nämlich nützliche Aspekte lebendiger Menschen auf Gegenstände des täglichen Lebens übertragen wurden. Das Ergebnis sind etwa diensteifrige Wohnhäuser mit beinahe so etwas wie einer Persönlichkeit, Zeitungen mit der Befähigung, sich selber zu erstellen, usw.
Ein einfallsreiches Szenario also, das neben anderen Hightech-Details um eine machthungrige Kolonialgesellschaft und aus dem übergeordneten Kontinuum des Effekts stammende Wesenheiten mit ganz eigenen Plänen mit der Menschheit ergänzt wurde. Damit ist die Bühne bereitet für einen Konflikt zwischen Siedlern einerseits und Indianern auf der anderen Seite, wobei genannte Überraum-Wesen bei beiden Parteien mitmischen. Ein ambitioniertes Roman-Vorhaben, dessen Ausführung jedoch zu wünschen übrig läßt: Je mehr das Buch voranschreitet, um so weiter tut sich auch eine Kluft auf zwischen des Autoren Ideen und seiner gefühls- wie actionmäßigen Umsetzung.


"Kriegspfad" bleibt dennoch ein Versprechen von Einfallsreichtum und Phantasie, das sein Autor durch künftige Titel durchaus einlösen könnte.