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C.J. CherryhHöllenfeuer
 
Science Fiction Roman, Hellburner (1992), deutsche Erstausgabe, München 1993, Heyne TB 06/5062, ISBN 4-453-07229-6, aus dem Amerikanischen von Rosemarie Hundertmarck, Umschlagillustration: David Cherry, 509 Seiten, DM 16,90.
 
Rezensent: Peter Herfurth
 
"Wir sind in den Händen von Wahnsinnigen."
"Von Kapitalisten. Das ist viel schlimer."
(S. 447)
Die prächtigen Space Operas der C.J. Cherryh waren oftmals nicht ganz frei von militaristischen Untertönen, insbesondere die mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der kolonialistischen Earth Companie und der abtrünnigen Union befaßten. Diesmal geht es um die Rüstungsanstrengungen der sich bedroht fühlenden solaren MachthaberInnen. Ein neuer Hochgeschwindigkeits-Anfangjäger, die 'Höllenfeuer', wird entwickelt; zum Leidwesen der planetengebundenen HerrInnen der Earth Companie verfügen jedoch nur im Raum geborene Abkömmlinge der im Asteroidengürtel tätigen ErzsucherInnen über die zur Führung der Kampfmaschine notwendigen überdurchschnittlichen Reflexe. Die besten Reflexe von allen hat immer noch der psychisch leider etwas labile Paul Dekker. Seitdem im Vorgängerroman "Schwerkraftzeit" (Heyne TB 06/5017) auf Dekkers Raumschiff die Tochter einer mächtigen Konzernherrin starb, hat der Mann jedoch mächtige FeindInnen.
"Höllenfeuer" beginnt mit einem tödlichen Attentat, das den angeschlagenen Paul Dekker wieder aus seinem inneren Gleichgewicht bringt; hohe Dosen potenter Psychopharmaka tun das ihrige. Ben Pollard, ein alter ... Bekannter (Freund wäre wirklich kein angemessener Ausdruck) des Testpiloten wird zwangsweise abkommandiert, seinem durchaus ungeliebten Kumpel beizustehen. Sehr, sehr langsam erkennt der zwangsfreiwillige, daß er damit in eine hochpolitische Affäre verwickelt wurde...
Der Roman spart an schneidigen Militärs und knappen, präzisen Befehlen so wenig wie an einer heimischen Friedensbewegung, die sich gutmütig in Bonn (!) demonstrierend zum nützlichen Idioten fremder Interessen machen läßt. Andererseits gelingt es der Autorin auch diesmal, unter weitgehenden Verzicht auf knallige Action ein hohes Maß an Spannung aufzubauen, einfach indem sie Menschen miteinander agieren läßt - vor einem lange Zeit undurchschaubaren Hintergrund.

Ein allzu schnell absehbares Finale beschließt dann einen Roman, der sich mit dem Einheitsbrei des Genres durchaus messen kann, aber kaum zu den besseren Werken seiner Autorin zählt.