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C.J. CherryhErbe
 
Science Fiction Roman, Inheritor (1996), deutsche Erstausgabe, München 1999, Heyne TB 06/5653, ISBN 3-453-15638-2, aus dem Amerikanischen von Michael Windgassen, Umschlagillustration: Dorien Vallejo, mit einer Karte von Jane S. Fancher und Lynn Abbey, 1990, 524 Seiten.
 
Rezension: Peter Herfurth-Jesse
 
"Erbe" ist der dritte Band des "Atevi-Zyklus", einer neu(er)en Folge von inhaltlich zusammenhängenden Romanen der mehrfach mit dem Hugo- und Nebula-Award ausgezeichneten US-amerikanischen Genre-Autorin C.J. Cherryh. Auf dem Gebiet der Space Opera hat die Frau wahrlich Großes vollbracht - den "Atevi-Zyklus" kann man leider nicht dazu zählen.
Die Grundannahme ist: auf einem fernen Planeten wurde eine größere Gruppe von der Erde stammender SiedlerInnen abgesetzt, was den ursprünglichen BewohnerInnen dieses Planeten, den Atevi, nicht nur gefiel. Infolge diverser kultureller Mißverständnisse kam es zu einem großen Krieg, in dem die technologisch vergleichsweise rückständigen, zahlenmäßig jedoch überlegenen Atevi überraschenderweise obsiegten. Die Menschen wurden jedoch nicht vernichtet, sondern - quasi als Reservat - auf eine rohstoffarme Insel verbannt. Einem einzigen Menschen ist es erlaubt, am Hof des Herschers der Atevi auf dem Festland zu leben, als Übersetzer und Diplomat.
Die ersten beiden Bände des Zyklus bedienten sich vertrauter Motive: der ehrbare, in seiner Areit jedoch vereinsamte Übersetzer, seine böswilligen menschlichen Vorgesetzten, deren rassistische Intrigen dem Übersetzer dazu brachten, sich immer stärker mit den Interessen des Herrschers der Atevi zu identifizieren. Ausführlich berichtete die Autorin über die Intrigen auf allen Seiten und irgendwann ließ sie auch noch das Raumschiff zurückkehren, daß die menschlichen Siedler ursprünglich auf dem Planeten der Atevi abgesetzt hat.
Der dritte Band bringt nichts Neues. Immer wieder und wieder (fast als hielte sie ihre LeserInnen für etwas beschränkt) betont Cherryh, daß den Atevi menschliche Gefühle von Freundschaft oder gar Liebe vollkommen wesensfremd sind und welcher Stellenwert stattdessen dem Man'chi, einer Art semifeudalem Treueverhältnis, zukommt. Der Held des Ganzen, der Übersetzer Bren, ist jederzeit guten Willens, so daß es ihm im Laufe der Zeit gelingt, das Wohlwollen aller zu erringen, die guter Dinge sind, woraus logisch folgt, daß alle, die mit Bren nicht können (oder wollen) die BÖsen sein müssen.
Das klingt so trivial wie es im Grunde auch ist, trotzdem werde ich einen schwachen Cherryh immer noch den grottenschlechten Erzeugnissen weniger talentierter AutorInnen vorziehen: Es gibt Momente, das blitzt der berühmte Sense of Wonder auf, aber die sind vergleichsweise rar gesät. Was nervt, sind die schon erwähnten Wiederholungen und die unübersichliche Abfolge von Intrigen auf allen Seiten (von denen der Held - und damit auch sein Publikum - oft erst sehr spät und nur unvollständig Wesentliches mitbekommt).


Ausgesprochene Cherryh-Fans werden diesen Roman schon gelesen haben, alle anderen sollten eher zu Bänden aus dem "Zyklus der Company-Kriege" oder den "Chanur-Zyklen" greifen.